Die Bewußtseinsphilosophie Eric Voegelins (als Grundlage politischer Ordnung)
|
Eckhart Arnold
3.4.3 Kritik
von Voegelins Realitätsbegriff
Wie überzeugend ist nun Voegelins Vorstellung von Realität, von der
Notwendigkeit ihrer Anerkennung und von den Gefahren ihres Verlustes?
Hier stellt sich erstens die Frage der metaphysischen Wahrheit von
Voegelins Realitätsvorstellung: Gibt es wirklich ein transzendentes
Sein, und beugt es sich tatsächlich gnädig zum liebend hingerissenen
Menschen hinab? Zweitens stellt sich die Frage der Begründbarkeit von
Voegelins Realitätsbild: Woher wissen wir, daß die Realität so beschaffen
ist, wie Voegelin es sagt? Kann die Übereinstimmung mit der inneren
Erfahrung auch dann noch eine hinreichendes Kriterium für die Wahrheit
des Voegelinschen Realitätsbildes sein, wenn man wie Voegelin zugibt,
daß es in bezug auf diesen Gegenstand von einander abweichende innere
Erfahrungen gibt? Drittens stellt sich die Frage, ob der Realitätsverlust,
so wie ihn Voegelin versteht, in der Tat mit Notwendigkeit oder wenigstens
Wahrscheinlichkeit politische Unordnung nach sich zieht, und ob umgekehrt
die Anerkennung der Voegelinschen Seinsrealität für die Errichtung
politischer Ordnung in irgend einer Weise vorteilhaft ist. Es empfiehlt
sich, die letzte dieser Fragen zuerst zu untersuchen, denn von der
Beantwortung dieser Frage hängt es ab, ob den anderen Fragen nur eine
theoretische Bedeutung oder auch eine praktisch-politische Dringlichkeit
zukommt.
|
  |
g+
f
@