Der Einsatz evolutionärer Computermodelle bei der Untersuchung historischer und politischer Fragestellungen

Eckhart Arnold

1 Einleitung
2 Evolutionäre Erklärungen
3 Computermodelle zur Simulation evolutionärer Vorgänge
4 Beispiele für evolutionäre Erklärungsansätze im Bereich der Kulturwissenschaften
    4.1 Die evolutionäre Erklärung historischer Prozesse
        4.1.1 Die neolithische „Evolution“ (J. Diamond)
        4.1.2 „Das Wunder Europas“ (Eric Lionel Jones)
    4.2 Evolutionäre Stabilität ethischer Normen
5 Zitierte Literatur
6 Anhang: Programmcode des Computerturniers

4 Beispiele für evolutionäre Erklärungsansätze im Bereich der Kulturwissenschaften

4.1 Die evolutionäre Erklärung historischer Prozesse

Auch wenn, wie in der Einleitung bereits angemerkt, Metaphern aus der Biologie und besonders der Evolutionstheorie Eingang in die Geschichtsschreibung gefunden haben, stehen die langsam ablaufenden Prozesse evolutionärer Entwicklungen für gewöhnlich nicht im Mittelpunkt des Interesses von Fachhistorikern. Die Gründe dafür sind zweierlei: Zum einen befasst sich die Historie tradionellerweise vorwiegend mit der politischen Geschichte und teilt die Epochen daher nach politischen Großereignissen wie Kriegen, Revolutionen, der Gründung und dem Untergang von Staaten und Reichen ein. Solche Ereignisse lassen sich genauer datieren und sind leichter fassbar als die schleichend verlaufenden evolutionären Entwicklungsprozesse. Historiker betrachten die Ergebnisse solcher Prozesse wie z.B. das technische Niveau in einer bestimmten Epoche daher eher als historische Rahmenbedinungen, die als gegeben vorausgesetzt werden müssen. Zum anderen scheint es häufig an einer geeigneten konzeptionellen Grundlage zu fehlen, um evolutionäre Prozesse erfassen und sie als solche verstehen zu können. Dieser Mangel äußert sich manchmal darin, dass evolutionäre Prozesse gewaltsam zu zeitlich leicht datierbaren historischen Schlüsselereignissen umgebogen werden, wie Eric Jones dies am Beispiel der sogenannten „industriellen Revolution“ kritisiert (Jones 1988).

Im folgenden werde ich kurz zwei erfolgreiche Beispiele für evolutionäre Erklärungen in der Geschichtswissenschaft anführen. Eines davon stammt charakteristischerweise nicht von einem Historiker sondern von einem Biologen.

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