- Ca. 3% aller 70-jährigen haben Alzheimer.
Auch wenn Alzheimer bisher nicht geheilt werden kann, ist die Früherkennung
eine wichtige Voraussetzung für vorbeugende, den Krankheitsverlauf
evtl. mildernde Maßnahmen. Leider lässt sich Alzheimer nur schwer präzise
diagnostizieren. (Erst durch Gewebeuntersuchungen am verstorbenen Patienten
lässt sich mit Sicherheit feststellen, ob eine Alzheimererkrankung
vorlag.) Angenommen einmal, die Forschung hätte einen Gedächtnistest
entwickelt, durch den eine vorliegende Alzheimererkrankung mit 95%-iger
Sicherheit diagnostizierbar ist, an dem im Durchschnitt aber auch 2%
der älteren Menschen scheitern, selbst wenn sie nicht an Alzheimer
erkrankt sind.
Durch einen zweiten Test, der etwas weniger zuverlässig ist als der
erste, wird eine Vorliegende Krankheit in 90% aller Fälle richtig erkannt
und mit 10% Wahrscheinlichkeit wird Fehlalarm gegeben, obwohl gar keine
Erkrankung vorliegt.
Aufgabe: Angenommen beide Tests fallen positiv aus. Zeigen
Sie durch Rechnung: Es spielt keine Rolle, in welcher Reihenfolge die
Tests durchgeführt werden.
- Angenommen bei der vorhergehenden Aufgabe würde mindestens einer der
Tests negativ ausfallen, können Sie dann auch eine präzise Aussage
über die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung machen?
- Zeigen Sie, dass die Bayes'sche Formel
für das inverse Ereignis, dass der Patient nicht krank ist, obwohl
der Test positiv ausgefallen ist (nicht zu verwechseln mit dem Ereignis,
dass er nicht krank ist, wenn der Test negativ ausgefallen ist!) wie
wir es erwarten würden gleich 1 minus dem ursprünglichen Ereignis ist,
also . Zeigen
Sie dies durch eine Rechnung für das gegebene Beispiel.
- Eine Menge von Ereignissen
heisst paarweise unvereinbar, wenn für jedes Paar
gilt, dass und
miteinander unvereinbar sind. Dagegen nennt man eine Menge
von Ereignissen vollständig unvereinbar, wenn niemals alle Ereignisse
aus der Menge eintreten können. Zeigen Sie: Paarweise Unvereinbarkeit
ist stärker als vollständige Unvereinbarkeit, indem eine Menge
paarweise unvereinbarer Ereignisse immer auch vollständig unvereinbar
ist, aber nicht umgekehrt.
- a) Zeigen Sie, aus dem 3. kolmogorowschen Axiom (wenn p und q unvereinbar,
dann ) folgt:
Für jede endliche Menge von paarweise unvereinbaren Ereignissen
mit
gilt:
Warum kann man nicht in gleicher Weise das Axiom 3' ()
aus Axiom 3 ableiten? (Bemerkung: Wäre eine solche Ableitung möglich,
dann müsste man Axiom 3' auch nicht als Axiom einführen.)
- Leiten Sie eine Formel für
analog zum Corollar 5 aus der Vorlesung her.
- Bonferroni's Ungleichung besagt:
Beweisen Sie Bonferroni's Ungleichung.
- In der Vorlesung wurde für die Berechnung von Wahrscheinlichkeiten
und-verknüpfter Ereignisse das Beispiel eines Aktienunternehmens U
angeführt, das eine Gewinnwarnung ausgibt. Dabei war:
- q die Aussage „U gibt eine Gewinnwarnung aus“
- p die Aussage „Der Aktienkurs von U“ steigt
Die Wahrscheinlichkeit, dass U eine Gewinnwarnung ausgibt und
der Aktienkurs von U steigt, wurde berechnet nach:
Wegen der Kommutativität des und-Operators
hätte man, rein mathematisch betrachtet, aber auch
rechnen dürfen. Wie müsste man die zweite Formel in Worten wiedergeben?
Führt dies zu einer sinnvollen Interpretation? Wonach richtet sich,
welche der beiden Formeln man verwenden wird?
- Zeigen Sie: a) Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines von einer
Menge von paarweise unvereinbaren Ereignissen eintritt, ist gleich
der Summe der Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Ereignisse.
b) Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Ereignisse einer Menge von paarweise
unabhängigen Ereignissen eintreten, ist gleich dem Produkt der Wahrscheinlichkeiten
der einzelnen Ereignisse.
c) Wenn die Ereignisse nicht paarweise unvereinbar bzw. unabhängig
sind, wird die entsprechende Wahrscheinlichkeit dann größer oder kleiner?
- Sei eine Menge
von Ereignissen, die paarweise unvereinbar sind, von denen aber ein
Ereignis auf jeden Fall eintreten muss. Sei q weiterhin ein Ereignis
dessen Wahrscheinlichkeit nicht 0 ist. a) Zeige, dass dann folgende
erweiterte Form des Bayes'schen Lehrsatzes gilt:
(Hinweis: Der Beweis kann ganz analog zu dem Beweis des Bayes'schen
Lehrsatzes aus der Vorlesung geführt werden.)
- Welche Bedingung muss für (positiv-positiv
Rate) und gelten, damit:
-
-
-
Mit anderen Worten: Unter welcher Bedingung unterstützt ein positiver
Testausgang die Wahrscheinlichkeit
dafür, das stimmt, und unter welcher
Bedingung verringert er sie?
Ansatz: Zeige, unter welcher Bedingung diese Ungleichung gilt (bzw.
die umgekehrte Ungleichung bzw. die entsprechende Gleichung):
Zusatz: Zeige, dass im letzten Fall, d.h. wenn ,
auch gilt, dass und
statistisch unabhängig sind.
schwierigere Aufgaben
- Beweisen Sie den Zusammenhang, der in Aufgabe 4.1.4
durch eine Beispiel-Rechnung illustriert wurde, mathematisch.
- Führen Sie den vollständigen mathematischen Beweis für den in Aufgabe
4.1.4 behaupteten Zusammenhang.
- Ergänzung zu Aufgabe 4.1.4: Können
Sie auch eine entsprechende Vorschrift für
formulieren?