Vorlesungsskript: Grundlagen des Entscheidens I

Eckhart Arnold

1 Vorwort
2 Techniken des Entscheidens
3 Zur Theorie der Kollektiven Entscheidungen
4 Wahrscheinlichkeitsrechnung
5 Neumann-Morgensternsche Nutzentheorie
6 Spieltheorie
7 Kritische Reflexion
    7.1 Abschließende Reflexion zur Entscheidungstheorie als Erklärung menschlichen Handelns
        7.1.1 Die drei zentralen Schwächen der formalen Entscheidugnstheorie
        7.1.2 Eine Frage der Haltung order warum schlechte Theorien so entschieden verteidigt werden
        7.1.3 Schlussfazit
8 Beispielklausur
Literaturverzeichnis

7 Kritische Reflexion

7.1 Abschließende Reflexion zur Entscheidungstheorie als Erklärung menschlichen Handelns

Nachtrag: Als ich diese Vorlesung in den Jahren 2008 und 2009 in Bayreuth gehalten habe und dazu dieses Skript geschrieben habe, hatte ich aus Zeitgründen leider das letzte Kapitel nicht mehr niedergeschrieben. Das fand ich immer etwas schade, weshalb ich es jetzt (August 2022) nachgeholt habe.

Abschließend sollen an dieser Stellen noch einmal kritisch die Grenzen der Entscheidungstheorie als Erklärungsansatz für menschliches Handeln reflektiert werden. Diese bewusst kritische Reflexion ist dadurch motiviert, dass man nach meinem Eindruck in den Lehrbüchern der Volkswirtschaften und erst recht in der anayltischen Philosophie, dazu erzogen wird, die offensichtlichen Schwächen dieses Ansatzes hinzunehmen und beim parktischen Einsatz der Theorie nicht weiter zu beachten.

Es wurde an verschiedenen Stellen dieser Vorlesung ausgeführt, dass die Entscheidungstheorie sowohl bei der Beschreibung als auch bei der Erklärung menschlichen Verhaltens häufig scheitert (siehe dazu etwa die ausfühliche Diskussion von Rikers Versuchen historisch-politische Vorgänge damit zu erklären weiter vorn.) Für das häufige Versagen der formalen Entscheidungs- und Spieltheorie bei der Beschreibung und Erklärung menschlichen Handelns gibt es intrinsische und extrinsische Gründe. Mit den intrinsischen Gründen meine ich hier Eigenschaften der Theorie, die ihre innere Logik und ihre mögliche Beziehung zu den empirischen Gegenständen, die in ihren Bereich fallen und mit ihr erklärt werden sollen, betreffen. (Und „möglich“ meint hier alle denkbaren Beziehungen zur Empirie, nicht die tatsächlich schon von Forschern bisher erprobten und erforschten.) Unter den extrinsischen Gründen verstehe ich die Gründe für das Versagen der Entscheidungstheorie, die sich aus dem Umgang der Forscher mit dieser Theorie ergeben. So verhalten sich beispielsweise gerade in der analytischen Philosophie viele Entscheidungs- und Spieltheoretiker ausgesprochen dogmatisch (hinsichtlich des Glaubens an die Theorie) und ignorant (gegenüber alternativen Ansätzen zur Erklärung menschlichen Handelns, die man etwa in der Psychologie oder der Politik- und Wirtschaftsgeschichte finden könnte, ebenso wie gegenüber der Empirie, sofern sie sich nicht auf Modelle beruft). Dafür kann die Theorie als mathematisches Gebilde nun nichts, aber mit einer Theorie lernt man immer auch Haltungen des Umgangs mit ihr, und die machen diese Theorie zumindest in der analytischen Philosophie noch schlimmer als sie ohnehin schon ist.

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