Religiöses Bewusstsein und Politische Ordnung. Eine Kritik von Eric Voegelins Bewusstseinsphilosophie
|
5.12 Fazit
Insgesamt stellt Voegelins Aufsatz „Was ist politische Realität?“
zwar einen grandiosen Versuch dar, unter Rückgriff auf unterschiedliche
philosophische Disziplinen von der politischen Philosophie bis zur
Sprachphilosophie und unter breitem Einbezug der Tradition abendländischen
politischen Denkens das Wesen der politischen Wirklichkeit zu bestimmen.
Zugleich ist jedoch festzuhalten, dass dieser ambitionierte Versuch
komplett gescheitert ist. Verantwortlich dafür sind vorwiegend die
kaum zu übersehenden argumentativen Schwächen in Voegelins Aufsatz.
Darüber hinaus entsteht im Vergleich zu den frühen Schriften aus dem
ersten Teil von „Anamnesis“ der Eindruck, dass Voegelin
sich inzwischen auf dem Weg zu einer zunehmenden dogmatischen Verhärtung
seiner Position befand. Während Voegelins Aufsatz „Zur Theorie
des Bewußtseins“ noch mit einem Reichtum an originellen Einfällen
und Gedankenblitzen glänzt, wiederholt Voegelin in seinem Grundsatzreferat
„Was ist politische Realität“ nurmehr gebetsmühlenartig
dieselben Dogmen. Dabei steht die Schärfe von Voegelins immer wieder
durchbrechender Polemik in einem eigentümlichen Kontrast zu dem Mangel
an einer stichhaltigen Begründung seiner eigenen Ansichten.
|
|
g+
f
@