Eric Voegelin als Schüler Hans Kelsens

Eckhart Arnold

1 Einleitung
2 Voegelins Leben und Werk
3 Die Reine Rechtslehre in Voegelins frühen Schriften
4 Voegelins Kritik der Reinen Rechtslehre im „Autoritären Staat“
5 Kelsens Voegelin-Kritik
6 Eine letzte Begegnung: Kelsen, Voegelin und das Naturrecht
7 Schluss
8 Bibliographie

2 Voegelins Leben und Werk

Eric Voegelin wird am 3. Januar 1901 in Köln geboren. Seine Familie zieht aber bereits 1910 nach Wien, wo Voegelin im Jahr 1919 das Studium an der staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien aufnimmt.[1] Der Kanon von Lehrveranstaltungen, der in erster Linie juristische, volkswirtschaftliche und soziologische Fächer umfasst, deckt Voegelins intellektuelle Interessen allein kaum ab. Nebenher beginnt er sich intensiv mit moderner Literatur und Philosophie zu beschäftigen.[2] Ohnehin spielte sich ein wesentlicher Teil des wissenschaftlichen und geistigen Lebens im Wien der Nachkriegszeit außerhalb der Universität in privaten Seminaren und Gelehrtenzirkeln ab. Voegelin hatte Zugang zu gleich vier solcher Kreise, dem Seminar Othmar Spanns, den Privatseminaren Hans Kelsens und Ludwig von Mises' und dem von Friedrich August von Hayek und Josef Herbert Fürth gegründeten „Geist-Kreis“.[3] Sicherlich ist die geistige Breite von Voegelins späterem Schaffen auch dem prägenden Einfluss dieser weltanschaulich sehr unterschiedlich ausgerichteten Diskussionsrunden auf den jungen Nachwuchswissenschaftler zuzuschreiben. 1922 promoviert Eric Voegelin bei Othmar Spann und Hans Kelsen. Daran zeigt sich bereits, dass Voegelin, der von einem starken Ehrgeiz erfüllt war, seine akademischen Lehrer bewusst auswählt und sich dabei an die ersten Adressen hält. In den folgenden Jahren unternimmt Eric Voegelin umfangreiche Studienreisen. Zunächst begibt er sich nach Berlin, wo er unter anderem den Althistoriker Eduard Meyer hört. Nachdem er im Herbst 1923 kurzzeitig als wissenschaftliche Hilfskraft an den Lehrkanzeln für Staats- und Verwaltungsrecht in Wien tätig war,[4] verbringt Voegelin mit einem Stipendium der Rockefeller-Stiftung ab 1924 drei Jahre im Ausland, zunächst zwei Jahre in den USA, dann ein Jahr in Frankreich an der Pariser Sorbonne. In den USA sind seine wichtigsten Stationen die Columbia University, die University of Wisconsin und Harvard. Er studiert dort unter anderem bei John Dewey, Alfred North Whitehead und John R. Commons, der letztere ein bedeutender Vertreter der Institutionen- und Arbeitsökonomie. Später verbringt Voegelin noch ein Semester in Heidelberg, wo er Karl Jaspers und Alfred Weber hört.

Aus seiner Studienreise in die USA geht Voegelins erstes größeres Werk „Über die Form des Amerikanischen Geistes“ hervor, eine inhaltlich breit gestreute, am ehesten noch als geistesgeschichtlich zu bezeichnende Studie, in der Voegelin verschiedene angelsächsische und amerikanische Denker behandelt.

Mit diesem Buch habilitiert sich Voegelin in Wien im Jahr 1929, zunächst nur für Gesellschaftslehre. Erst ab 1931 wird seine Lehrbefugnis, wie schon vorher erhofft, auch auf die allgemeine Staatslehre ausgedehnt.[5] 1929 wird Voegelin erneut Assistent bei Hans Kelsen und ab 1930 - Kelsen war nach seiner aus politischen Gründen erzwungenen Entlassung als Verfassungrichter nach Köln gewechselt - bei Adolf Merkel.[6] Entsprechend seinem Fachgebiet widmet er sich in diesen Jahren Jahren vorwiegend Fragen der Staatsphilosophie. Er arbeitet an einer Herrschaftslehre, die er jedoch nicht veröffentlicht, und publiziert zu juristischen und staatswissenschaftlichen sowie ideengeschichtlichen Themen. Nebenher setzt er sich aber auch mit den verschiedensten zeitgenössischen Geistesströmungen auseinander. So fällt in diese Zeit unter anderem auch eine intensive Beschäftigung mit den Schriften des George-Kreises.[7] Als wichtigste Veröffentlichungen verfasst Voegelin seine beiden „Rasse-Bücher“, „Die Rassenidee in der Geistesgeschichte“ und „Rasse und Staat“,[8] die beide 1933 erscheinen, und in denen er sich ausführlich mit den damals durch den Nationalsozialismus immer populärer werdenden Rassentheorien und dem Antisemitismus auseinandersetzt. Aus heutiger Sicht wirkt es etwas irritierend, wenn Voegelin von seiner Kritik die Rassentheorien von Ludwig-Ferdinand Clauß und von Othmar Spann ausnimmt, weil sie den Rassenbegriff nicht nur physisch sondern auch geistig, etwa als „Seelenartung“ (Clauß), bestimmten.[9] Andererseits konnte damals auch ein denkbar unverfänglicher Rezensent wie Helmut Plessner Voegelins Buch über „Rasse und Staat“ hochschätzen, gerade weil Voegelin den Rassentheorien durch eine gründliche wissenschaftliche Kritik den Boden entzog, anstatt sich auf moralische Empörung zu beschränken.[10]

Voegelins äußere Karriere geht dabei vorerst noch den erwarteten Gang, auch wenn er auf eine feste Universitätsanstellung noch warten muss. Immerhin wird Voegelin 1935 vom Bundespräsidenten der Titel eines außerordentlichen Professors verliehen. Ein Jahr später veröffentlicht er sein Buch „Der Autoritäre Staat“, worin er die Verfassung des autoritären Österreich nach dem Dollfuß-Putsch beschreibt. Daneben werden in diesem Werk aber auch die philosophischen Grundlagen moderner Staaten eruiert, und Voegelin nutzt die Gelegenheit zu einer umfassenden und sehr kritischen Abrechnung mit der Reinen Rechtslehre und der ihr entsprechenden liberalen Staatsauffassung.[11] In seiner Autobiographie hat Eric Voegelin sehr viel später behauptet, dass der „Autoritäre Staat“ ein Versuch gewesen sei nachzuweisen, „dass ein autoritärer Staat, der radikale Ideologien in Schach zu halten vermag, noch die beste Möglichkeit zur Verteidigung der Demokratie darstellt“.[12] Diese Behauptung, die in der Voegelin-Sekundärliteratur gelegentlich kolportiert wird,[13] ist nicht bloß wegen des offensichtlichen inneren Widerspruchs kaum glaubwürdig. Vielmehr lässt Voegelin im „Autoritären Staat“ wenig Zweifel daran, dass er die autoritäre oder totalitäre Staatsform für moderne Staaten für die weitaus angemessenste hält, während er die liberale Demokratie und den pluralistischen Parteienstaat lediglich als das Symptom einer chaotischen Übergangszeit erachtet. Dabei knüpft er sehr stark an das totalitäre Staatsdenken von Autoren wie Carl Schmitt, Ernst Rudolf Huber, Ernst Jünger und Moussolini an, die im „Autoritären Staat“ eine auffällig positive Rezeption erfahren.[14]

In den Sog rechter Ideologien ist Voegelin etwa ab 1929 geraten.[15] Den Nationalsozialismus hat er jedoch von Anfang abgelehnt, wenn auch zunächst nur sehr behutsam.[16] Und bis zur Veröffentlichung der „Politischen Religionen“ im Jahr 1938 deutet in seinen Schriften nur wenig daraufhin, dass er ihn auch als Gefahr hinreichend ernst genommen hätte.[17] Von den politischen Umwälzungen wurde Voegelin dann überrollt. Schon wenige Wochen nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 wurde zahlreichen Dozenten der Universität Wien, darunter Eric Voegelin, die Lehrbefugnis entzogen.[18] Als die Gestapo seines Passes habhaft zu werden versucht, flieht Eric Voegelin aus Österreich und emigriert über die Schweiz in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Unmittelbar vor dem Anschluss entsteht Voegelins Schrift über die „Politischen Religionen“.[19] In diesem Werk legt Voegelin seine einflussreiche, wenn auch nicht unbedingt originelle Charakterisierung der totalitären Bewegungen als politische Religionen vor. Von sehr philosophischem Charakter und mit starken polemischen Akzenten markiert die Schrift zugleich eine deutliche Stilwende, die Voegelins weiteres Schaffen bestimmen wird. Auch hinsichtlich der Anknüpfung an die christliche Modernitätskritik leitet sie eine neue Schaffensphase Voegelins ein, in der der Bezug auf die Religiosität des Menschen eine immer größere Bedeutung gewinnt.

Im Gegensatz zu vielen anderen Emigranten hatte Voegelin den Vorteil, dass er durch seine frühere Studienreise mit den Verhältnissen in Amerika bereits vertraut war. Dennoch dauert es eine Weile, bis er nach Zwischenstationen an der Harvard University, am Bennington College in Vermont und an der University of Alabama schließlich mit einer Professur für Political Science an der Lousiana State University in Baton Rouge Fuß fassen kann.[20] Im Laufe der Zeit wird Amerika für Voegelin jedoch zu seiner Wahlheimat. 1944 nimmt er die amerikanische Staatsbürgerschaft an, und er verwendet für seinen Vornamen fortan die amerikanische Schreibweise. In den 40er Jahren entsteht auch die mehrbändige „History of Political Ideas“,[21] die Voegelin jedoch unveröffentlicht lässt, da er mit der üblichen Art Ideengeschichte zu schreiben, an die er sich in diesem Werk noch anschließt, unzufrieden ist. Erst mit der 1952 erschienen „New Science of Politics“[22] gelingt ihm der (sich schon in den „Politischen Religionen“ ankündigende) Durchbruch zu einer „Neuen“ Politischen Wissenschaft, der zufolge politische Ordnung stets auf den religiösen Erfahrungen einer Gesellschaft beruht, und politische Unordnung durch Störungen der religiösen Erfahrung zu erklären ist. Diese Störungen der religiösen Erfahrungen bezeichnet Voegelin nun nicht mehr als „Politische Religionen“ sondern als „gnostisch“,[23] und er lässt wenig Zweifel daran, dass er beinahe alle modernen Geistesströmungen in diesem Sinne für gnostisch hält.[24] Auf dieser Einschätzung beruht auch Voegelins berühmt-berüchtigte Charakterisierung der Neuzeit als eines gnostischen Zeitalters.[25]

Mit ihrer Betonung der religiösen Erfahrung als Voraussetzung der politischen Ordnung legt die „New Science of Politics“ darüber hinaus die theoretischen Grundlagen zu Voegelins voluminösen Hauptwerk „Order and History“, dessen erste drei Bände („Israel and Revelation“, „The World of the Polis“ und „Plato and Aristotle“) in den Jahren 1956 und 1957 erscheinen.[26] In diesen ersten drei Bänden wird die Menschheitsgeschichte als eine Geschichte des religiösen Fortschritts gedeutet, der sich in zeitlich weit auseinanderliegenden Sprüngen vollzieht, hervorgerufen durch die Transzendenzerfahrungen einzelner bedeutender Philosophen und Propheten. Diese Transzendenzerfahrungen werden - dadurch ist die Richtung des Fortschritts bestimmt - mit der Zeit immer „differenzierter“, wenn auch die Trennung zwischen Transzendenz und Immanenz nie aufgehoben werden kann. Den differenzierter werdenden Transzendenzerfahrungen entsprechen dabei sich steigernde Niveaus politischer Ordnung.

Im Jahr 1958 tritt ein erneuter, wenn auch weniger folgenschwerer Wandel in Voegelins Leben ein. Er kehrt zurück nach Europa und wird Professor für Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, wo er das Institut für Politische Wissenschaft aufbaut. Zeitweise bringt es Voegelin zu einer gewissen Berühmtheit, wozu beigetragen haben mag, dass er die nationalsozialistische Vergangenheit Deutschlands im Hörsaal sehr kompromisslos zum Thema macht.[27] Als er 1969 emeritiert wird, gilt er jedoch schon fast als vergessen. Sein wichtigstes Werk aus dieser Zeit ist die 1966 erschienene Sammlung bewusstseinsphilosophischer Aufsätze unter dem Titel „Anamnesis“.[28] Die jüngeren Kapitel dieses Werkes zeigen Voegelin auf dem Weg zu einer immer mehr um religiöse Transzendenzerfahrungen kreisenden Philosophie.[29]

Nach seiner Emeritierung kehrt Voegelin wieder nach Amerika zurück. Dort bleibt er weiterhin wissenschaftlich und beratend an der Hoover Institution on War, Revolution and Peace in Stanford tätig. Der vierte und vorletzte Band seines Hauptwerkes „Order and History“ mit dem Titel „The Ecumenic Age“[30] erscheint 1974. Voegelin gibt darin die Vorstellung eines linearen Geschichtsverlaufs, die noch für die ersten drei Bände von „Order and History“ bestimmend gewesen ist, endgültig auf. An der Vorstellung, dass religiöse Transzendenzerlebnisse das Agens der Menschheitsgeschichte sind, hält er jedoch weiterhin fest. Der fünfte und letzte Band seines Hauptwerkes („In Search of Order“[31] ) wird erst posthum erscheinen. Voegelin stirbt am 19. Januar 1985.

[1] Die biographischen Angaben stützen sich überwiegend auf: Michael Henkel: Eric Voegelin zur Einführung, Hamburg 1998, S. 13-35, S. 198-199. Weiterhin wurden Akten aus dem Archiv der Universität Wien hinzugezogen, die mir das Hans Kelsen Institut dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat.

[2] Voegelins frühe Studie über Frank Wedekind legt Zeugnis davon ab. (Eric Voegelin: Wedekind. Ein Beitrag zur Soziologie der Gegenwart, München 1996.) - Vgl. auch Thomas Hollweck, Der Dichter als Führer. Dichtung und Repräsentanz in Voegelins frühen Arbeiten, München 1996.

[3] Vgl. Johannes Feichtinger: Wissenschaft zwischen den Kulturen. Österreichische Hochschullehrer in der Emigration 1933-1945, Frankfurt am Main 2001, S. 35.

[4] Vgl. Günther Winkler: Geleitwort, in: Eric Voegelin: Der autoritäre Staat. Ein Versuch über das österreichische Staatsproblem (Hrsg. von Günther Winkler), 2. Auflage, Wien / New York 1997 (1936), S. V-XXXII, im folgenden zitiert als: Winkler, Geleitwort, S. V.

[5] Günther Winkler vermutet, dass „vielleicht auch weil Kelsen zweiter Gutachter war“ (Winkler, Geleitwort, S. V.) die Lehrbefugnis für Staatslehre zunächst verweigert worden war. Die Quellen geben jedoch keinerlei Anhaltspunkte, die diese Vermutung stützen könnten. Das von Kelsen und Othmar Spann unterschriebene Referat über Voegelins Habilitationsgesuch vom 21. Mai 1928, in welchem noch davon ausgegangen wird, dass Voegelin sich in erster Linie für allgemeine Staatslehre habilitieren möchte, äußert sich im Gegenteil bei sehr wenigen Vorbehalten streckenweise geradezu euphorisch über Voegelin. Vgl. die Abschrift vom Referat über das Habilitationsgutachten des Dr. Erich Voegelin, Archiv der Universität Wien.

[6] Vgl. Winkler, Geleitwort, S. V-VI.

[7] Vgl. Hollweck, Der Dichter als Führer, a.a.O., S. 7-9, S. 27ff. Der George-Kreis war eine Künstler- und Gelehrtensekte, die Ende des 19. Jahrhunderts um den Dichter Stefan George als ihre Zentralfigur entstand, und in den 30er Jahren wieder zerfiel. Vgl. Stefan Breuer: Ästethischer Fundamentalismus. Stefan George und der deutsche Antimodernismus, Darmstadt 1995.

[8] Eric Voegelin: Rasse und Staat, Tübingen 1933. - Eric Voegelin: Die Rassenidee in der Geistesgeschichte von Ray bis Carus, Berlin 1933.

[9] Vgl. Voegelin, Rasse und Staat, a.a.O., S. 92ff.

[10] Vgl. Helmut Plessner: Rechtsphilosophie und Gesellschaftslehre, Besprechung von Rasse und Staat von Eric Voegelin, Tübingen 1933, in: Zeitschrift für Öffentliches Recht, XIV, 1934, S. 407-414. - Andererseits wurde das Werk von nationalsozialistisch eingestellten Rezensenten gar nicht unbedingt als Angriff auf ihre Ideologie verstanden, sondern höchstens wegen seiner „Glaubenslosigkeit“ kritisiert. (Vgl. Hans-Jörg Sigwart: Das Politische und die Wissenschaft. Intellektuell-biographische Studien zum Frühwerk Eric Voegelins, Würzburg 2005, S. 225-228.) Die Tatsache, dass Voegelin auf eine Anfrage des völkischen Philosophen Ernst Krieck bezüglich des Werkes „Rasse und Staat“ mit einem Schreiben antwortet, das Sigwart als „Initiativ-Bewerbung“ beurteilt (ebd., S.227, Fußnote 162), legt die Vermutung nahe, dass auch Voegelin selbst dieses Werk damals nicht als einen Affront gegen den Nationalsozialismus verstanden wissen wollte.

[11] Eric Voegelin: Der Autoritäre Staat. Ein Versuch über das österreichische Staatsproblem, Wien 1936, im folgenden zitiert als: Voegelin, Autoritärer Staat.

[12] Eric Voegelin: The collected Works of Eric Voegelin, Volume 34. Autobiographical Reflections. Revised Edition. (Ed. by Ellis Sandoz), Columbia and London 2006, im folgenden zitiert als: Voegelin, Autobiographical Reflections, S. 69.

[13] Vgl. Claus Heimes: Antipositivistische Staatslehre. Eric Voegelin und Carl Schmitt zwischen Wissenschaft und Ideologie, München 2004, S. 43. - Vgl. Andreas Krasemann: Eric Voegelins politiktheoretisches Denken in den Frühschriften, Erfurt 2002, auf: www.db-thueringen.de/servlets/DerivateServelets/Derivate-1408/krasemann.html (Zugriff: 8.5.2006), S. 110 (krasemann-ch3.html - Richtig wird der Sachverhalt dagegen von Michael Henkel beurteilt. Vgl. Michael Henkel: Positivismuskritik und autoritärer Staat. Die Grundlagendebatte in der Weimarer Staatslehre und Eric Voegelins Weg zu einer neuen Wissenschaft der Politik (bis 1938), München 2005, S. 62/63.

[14] Vgl. Voegelin, Autoritärer Staat, S. 7-54.

[15] Der Einfluss rechter Ideologien zeigt sich erstmals deutlich in seinem Kommentar zur österreichischen Verfassungsreform von 1929. Vgl. Eric Voegelin: The Austrian Constitutional Reform of 1929, in; The collected Works of Eric Voegelin. Volume 8. Published Essays 1929-1933. (Ed. Thomas W. Heilke and John von Heyking), Columbia and London 2003, S. 148-179.

[16] Voegelins Einstellung zum Nationalsozialismus vor 1938 ist bisher noch nicht gründlich erforscht worden. Hans-Jörg Sigwart erwähnt in einer Fußnote, dass die Korrespondenz aus Voegelins Nachlass zeige, dass Voegelin sich noch Ende 1933 relativ intensiv um berufliche Kontakte nach Deutschland bemüht hat. (Vgl. Hans-Jörg Sigwart: Das Politische und die Wissenschaft. Intellektuell-biographische Studien zum Frühwerk Eric Voegelins, Würzburg 2005, S. 227-228, Fußnote 162.) In dem zuvor schon erwähnten Schreiben Voegelins an Ernst Krieck werden von Voegelin laut Sigwart „seine Familienverhältnisse als `einwandfrei' bezeichnet `im Sinne der Ansprüche, die heute an deutsche Abkunft gestellt werden' “. Sigwart führt weiterhin aus, dass Voegelin betont, „dass er in keiner besonders engen `politischen und wissenschaftlichen Beziehung' zu Hans Kelsen stünde ... und damit eine `Belastung' anspricht, die ihn `schon in mancherlei Weise geschädigt' habe.“ (ebd.)

[17] Vgl. Sigwart, a.a.O., S. 227/228. - In seiner Autobiographie erwähnt Voegelin sogar, dass er nach dem Anschluss in einem Zustand ohnmächtiger Wut kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt hat, der nationalsozialistischen Partei beizutreten. (Vgl. Voegelin, Autobiographical Reflections, S. 70.)

[18] Voegelin selbst vermutet in einem Brief an Walter Gurian als Gründe für seine Entlassung seine Beziehungen zum Schuschnigg-Regime sowie sein Engagement in der Vaterländischen Front. Eine entsprechende Passage des Briefes vom 26. November 1938 wird von Gerhard Wagner und Gilbert Weiss zitiert in: Alfred Schütz / Eric Voegelin: Eine Freundschaft, die ein Leben gehalten hat. Briefwechsel 1938-1959. (Hrsg. von Gerhard Wagner und Gilbert Weiss), Konstanz 2004, S. 9.

[19] Eric Voegelin: Die politischen Religionen, München 1993 (1938).

[20] Vgl. Johannes Feichtinger: Wissenschaft zwischen den Kulturen, a.a.O., S. 335-338.

[21] Eric Voegelin: History of Political Ideas, in: Paul Caringella et al. (Ed.): The collected works of Eric Voegelin, Volumes 19-26, Baton Rouge, 1997.

[22] Eric Voegelin: The New Science of Politics. An Introduction, Chicago and London, 1987.

[23] „Gnosis“ meint dabei einen unter anderem in den Sektenbewegungen des Frühchristentums stark vertretenen Religionstypus, der durch eine radikale und umfassende Weltablehnung in Verbindung mit oft sehr ausgeprägten Erlösungshoffnungen bestimmt ist. Ein - im Gegensatz zu Voegelins „New Science of Politics“ - wissenschaftlich ernst zu nehmender Versuch, die gnostischen Züge einiger moderner Geistesströmungen herauszuarbeiten, findet sich in: Micha Brumlik, Die Gnostiker. Der Traum von der Selbsterlösung des Menschen, Frankfurt am Main 1992.

[24] Vgl. Voegelin, New Science of Politics, S. 162ff.

[25] Vgl. Hans Blumenberg: Die Legitimität der Neuzeit. Erneuerte Ausgabe, Frankfurt am Main 1996, S. 138.

[26] Eric Voegelin: Order and History. Volume One. Israel and Revelation, Baton Rouge / London, reprint 1981 (1956). -Volume Two. The World of The Polis, reprint 1980 (1957). -Volume Three. Plato and Aristotle, reprint 1983 (1957).

[27] Vgl. dazu die Vorlesungsreihe über „Hitler und die Deutschen“. Eric Voegelin: The collected Works of Eric Voegelin. Volume 31. Hitler and the Germans (translated and edited by Detlev Clemens and Brendan Purcell), Columbia and London 1999.

[28] Eric Voegelin: Anamnesis. Zur Theorie der Geschichte und Politik München 1966.

[29] Vgl. Eric Voegelin: Was ist politische Realität?, in: Voegelin, Anamnesis, a.a.O., S. 283-354.

[30] Eric Voegelin: Order and History. Volume Four. The Ecumenic Age, Baton Rouge / London, reprint 1980 (1974).

[31] Eric Voegelin: Order and History V. In Search of Order, Baton Rouge / London 1986.

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